Bei der Atlantiküberquerung

 

 

 

Reisetagebuch

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März 2006Panama März 2006

 

 

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Panama März 2006

Doc-Version

Mann und Meer

Es ist Ende März in Panama und damit noch Trockenzeit. Diese dauert von Ende Dezember bis April und ist also ziemlich kurz.
Deshalb wollten wir diese Phase des Jahres gut ausnutzen und hatten so einige Pläne -dazu später mehr- für die wir Sonne und trockenes Wetter benötigen, aber irgendwie kommt gerade alles anders, denn es regnet seit einer Woche. Heute ist der Himmel besonders grau und die Wolken hängen tief. Der Regen scheint nie aufhören zu wollen, es regnet gleichmäßig vor sich hin, nur unterbrochen von kurzen Phasen in denen es etwas stärker regnet. Gelegentlich nähern sich uns dann schon die ersten Gewitter aus der Ferne. Die gibt es hier ja reichlich, aber normalerweise erst später im Jahr, also im Sommer. Inzwischen sind alle Behälter und Kanister mit Wasser gefüllt, heute morgen sind wir noch mal nackt (wer weiß wann wir nasse Kleidung wieder trocknen können) an Deck mit diversen Auffanggefäßen durch die Gegend gehüpft und haben das Wasser, dass sich im Sonnensegel gesammelt hatte aufgefangen. Das ist also erledigt und bedeutet, dass wir so schnell nicht nach Rio Azugar zum Wasserholen fahren müssen. Mit unserem PUR Watermaker haben wir auch ständig Probleme und dann produziert dieses Gerät nur 6 Liter Trinkwasser pro Stunde aus Meerwasser, da muss er schon ziemlich lange laufen um den Tagesbedarf zu produzieren. Und da im Moment natürlich auch keine Sonne scheint und nur wenig Wind bläst, sind wir auch eher knapp mit Strom und können uns das Laufen des Watermakers sowieso nicht "leisten".
Aber gut, bei diesem Wetter kann man es sich auch unter Deck gemütlich machen und entweder mit einem guten Buch ins Bett gehen oder endlich mal wieder einen Artikel fürs Internet schreiben.....
Über dieses Jahr hatten wir ja noch gar nichts berichtet. Im ersten Moment denke ich dann was auch, ist doch gar nicht so viel Besonderes passiert und bei genauem Nachdenken merke ich, dass stimmt gar nicht, eigentlich war es so einiges.
Was in diesem Jahr anders ist als bisher: Gorch und Ingrid, die mit ihrem Katamaran "GOING" unterwegs sind und die wir nun endlich kurz vor Weihnachten getroffen haben, haben beschlossen dieses Jahr auch hier in Panama zu verbringen und seit dem segeln und reisen wir meist gemeinsam und das ist sehr schön.
Zur Zeit sind die beiden zwar nicht hier, sondern in Linton (Festland) um einige Einkäufe zu machen und Reparaturen zu veranlassen, aber in einigen Tagen werden wir uns wieder treffen.
So haben wir also nicht nur Weihnachten, Sylvester und meinen Geburtstag miteinander verbracht, sondern sind gemeinsam von Insel zu Insel gereist.

Lernen für die Funkprüfung

Anfang Januar hatte ich eine intensive Lernphase. Ich hatte mir vorgenommen das amerikanische Amateurfunkzeugnis zu machen, das wird hier mehrmals im Jahr abgenommen. Reinhart hat das große Seefunkzeugnis, aber ich nicht und ich wollte gerne selbst auch ein Funkzeugnis haben. Außerdem werden hier nicht nur viele tägliche Funknetze auf Amateurfunkfrequenzen abgehalten (meist geht um Standort, Wettermeldungen, Sicherheit und allgemeine Informationen wie z.B. wo bekomme ich welches Ersatzteil, wann gibt es wo wieder Obst und Gemüse zu verkaufen, wer verkauft was , wie sind die Ankerbedingungen an einem bestimmten Ort und Klatsch und Tratsch) und außerdem schafft ein Amateurfunkrufzeichen auch die Möglichkeit einer anderen e-Mail Adresse mit diversen Vorteilen.
So habe ich also gelernt, von morgens früh bis abends spät....für 3 Prüfungen, zwei davon über Technik, Sicherheit, Gesetzeskunde, Aufbau von Radios, Antennen, etc. und Morsen! Das Morsen war das Schwerste, wenngleich die technischen Details auch eine große Herausforderung waren - es gab ja keinerlei Grundkenntnisse auf die ich aufbauen konnte, alles war neu. Und das Lernen hatte ich in den letzten Jahren auch verlernt. Je näher der Prüfungstermin kam, um so aufgeregter wurde ich. Eine zusätzliche "Dramatik" bekam das ganze noch dadurch, dass ich zur Prüfung fliegen musste. Morgens um 7.00 ging es von Nargana/Corazon de Jesus mit einem kleines Flugzeug von Air Panama los. Reinhart hatte uns mit dem Schlauchboot zum Flughafen gebracht -uns, denn Ingrid hat mich begleitet, wenn man schon nach

Skyline von Panama City

Panama City fliegt kann man das natürlich gut mit einer Einkaufstour verbinden- und winkte uns zum Abschied. Wir hatten einen wunderschönen Flug mit spektakulärer Aussicht über die Inseln und konnten die Riffe im glasklaren Wasser in allen Farben von blau bis grün leuchtend, liegen sehen.
Den Rest des Tages habe ich zunehmend nervös auf dem Hotelbett verbracht, auf dem Schoß den Laptop, Morsen üben und die Fragen wiederholen, die ich immer falsch machte...
Am Morgen trafen alle Prüflinge, wir waren drei (!)und die anderen mindestens so aufgeregt wie ich, auf unsere Prüfer, die waren zu sechst (!!). Ort des Examens war der Pedro Miguel Boat Club. Eine ehemals sehr beliebte Marina an der vorletzten Schleuse (Pedro Miguel) des Panamakanals auf der Pazifikseite. Ein besonderer und verwunschener Ort: es gibt hier nur noch wenige Segelyachten (4 oder 5), denn die Kanalverwaltung möchte die Marina schließen, niemand der hinausfährt darf wieder zurück kommen. So liegen einige der Segler schon seit Jahren dort, bleiben einfach da und bewegen sich nicht fort...Das Holzgebäude langsam verfallend aber sehr schön liegt in einem Park, umgeben von üppig wuchernden Grün direkt am Kanal, die wenigen Yachten im Vordergrund, die riesigen Tanker und Frachter ziehen im Hintergrund vorbei, große Kaimane liegen auf der Holzpier und sonnen sich und abends verkriechen sie sich unter den geparkten Autos.
Mir hat es gefallen! Lange wird es diesen Ort mit einem sehr engen Gemeinschaftsleben der Segler wohl nicht mehr geben.
Also gut, hier fand also in einem Hinterzimmer unsere Prüfung statt, hochoffiziell mit doppelt so vielen Prüfern wie Prüflingen. Am Nachmittag war dann alles geschafft, ich hatte (als einzige) alle drei Prüfungsteile bestanden, mir fiel ein Stein vom Herzen und ich bin jetzt nicht nur Inhaberin der General Radioamateur Licence, sondern habe auch ein eigenes Rufzeichen! Ihr dürft mich jetzt mit KC2PBV anreden. (Ursula zitierte den berühmtem Satz "da hab ich was eigenes, da hab ich mein Jodeldiplom...")
Und wenn ihr uns zukünftig eine e-Mail an Bord schicken wollt, dann nehmt ihr diese Rufzeichen und verbindet es mit dem @ und hängt dann noch winlink.org dran. Dann kommen die Mails (meistens) hier auf der Grete an.
Den Prüfungserfolg haben wir in Panama City erst mal mit einem großen Eisbecher auf der Terrasse des in Seglerkreisen legenderen Cafe "Crepes and Waffles" gefeiert und dann sind Ingrid und ich zu einer ausdehnten Shoppingtour aufgebrochen. Da die Männer nicht mit und die Zeit reichlicher als sonst war, konnte ich zum ersten mal auch andere Läden als den Schiffsausrüster, die Bau- und Supermärkte besuchen. Wir sind dann noch länger als gewollt geblieben, denn alle Rückflüge waren ausgebucht und wir mussten 2 Tage warten. Da war es dann auch erst mal gut mit Einkaufen.
Gorch hat uns am Flughafen abgeholt und Reinhart mich schon ungeduldig auf der Grete erwartet, mit frischen Langustinos als kleinem Imbiss und Sekt zum Anstoßen hatte er auch schon kaltgestellt! Was für ein schönes Willkommen!

Abendspaziergang

Ich hatte auch noch Besuch mit gebracht: Antje hatten wir im letzten Jahr in Playon Chico kennen gelernt. Sie ist Malerin aus Leipzig und hatte vor 10 Jahren ein Jahr lang bei den Kunas gelebt und über diese Zeit ein Buch geschrieben (Antje Olowaili, "Schwester der Sonne"). Jetzt war sie wieder hier und Ingrid und ich hatten sie in Panama City getroffen.
Antje hat mir viel erklärt über Molas und ihre Bedeutung, darüber werde ich später noch mal einen Artikel schreiben.
Schon wieder mussten wir unser Vorhaben streichen, die weiter im Osten gelegenen Inseln zu Besuchen, das hatten wir eigentlich mit einem Besuch der Revolutionsfeier Ende Februar und einem erneuten Treffen mit Antje verbinden wollen, aber das Wetter hat uns wieder mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei fünf Meter hoher chaotischer Kreuzsee und 25 Knoten Wind fast genau von vorne beschlossen wir auf die Revolutionsfeier zu verzichten. Statt dessen hatte wir einige sehr ruhige und genüssliche Tage auf "unseren" Cocobanderos, unserer Hochzeitsinsel. Inzwischen gibt es dort etwas, das allgemein als "das Wohnzimmer" bezeichnet wird. Von vielen zusammengetragen gibt es dort aus Treibhölzern einen Tisch mit Bänken drum herum, einigen Sesseln und diverse Dekogegenstände wie einem alten Cajuko, einem alten Gefäß zum Maisstampfen, natürliche Skulpturen und vielen schönen Muscheln. Hier haben wir uns an jedem Abend mit der Besatzung der Chi, von Seeadler und Happy dream getroffen, um gemeinsam Abendbrot zu essen. Reihum wurde gekocht und gebacken und es waren leckere Essen in vertrauter Runde in unserem "Wohnzimmer".
Dann errichte mich ein e-Mail meiner Schwester, die mich sehr besorgte und traurig machte: Meine Mutter war plötzlich erkrankt und lag im Krankenhaus.
Ich habe dann beschlossen nach Deutschland zu fliegen. Auf der einen Seite ist es zwar beunruhigend soweit wegzusein, wenn so etwas passiert, sehr beruhigend fand ich dann aber doch, dass ich ohne ein Ticket vorher gekauft zu haben, nur 24 Stunden von "Tür zu Tür" oder besser von der Grete auf den San Blas Inseln bis ans Bett meiner Mutter im Adolfstift in Reinbek gebraucht habe.
Mein spontaner Deutschlandaufenthalt dauerte dann drei Wochen in denen ich fast ausschließlich bei meiner Mutter im Krankenhaus bzw. der Reha und meinem Vater war. Trotz aller Sorge und Anstrengung, trotz des großen Schreckens war es auch eine sehr schöne Zeit mit meinen Eltern. Und unverhofft bin ich so seit über 4 Jahren zum ersten Mal wieder zu einem Schneeerlebnis gekommen: am Tag meiner Ankunft fing es an zu schneien und dauerte bis zum Tag vor meiner Abreise an. Es war schon ziemlich kalt und ungewohnt so aus den Tropen kommend und die richtige Kleidung für diese Witterung musste ich mir zusammenleihen. Aber Hamburg im Schnee ist auch sehr schön, eine nette Abwechslung, denn diesen deutlichen Wechsel der Jahreszeiten gibt es hier nicht, nur einen Unterschied in Regenmenge und Windrichtung und -stärke.
Ja und das bringt mich wieder zum Anfang des Artikels, jetzt ist eben eigentlich die Jahreszeit ohne oder mit wenig Regen und deshalb hatten wir uns vorgenommen ganz viel an der Grete zu arbeiten , es muss richtig viel getan werden, fast alles abgeschliffen, gestrichen und lackiert werden bevor wir wieder ohne die Grete nach Nicaragua reisen, um dort ab dem ersten Mai wieder in der von uns aufgebauten mobilen Klinik im Norden für drei Monate zu arbeiten.
Nach Nicaragua ist geplant wieder nach Cartagena zu segeln. Hier liegen schon 6 Solarpaneele an Bord, die wir installieren wollen, wir haben sie im letztem Jahr in Colon gekauft , damit wir unsere Batterien besser laden können und auch an Tagen wie dem heutigen ohne Sonne und ohne Wind den Watermaker benutzen können, den PC laden und Mails schicken ohne unseren kleinen lauten Honda Generator (der eigentlich nur eine Ausnahmelösung sein soll) einzusetzen. Außerdem muss die Grete mal wieder aus dem Wasser und, und, und....
Aber wir haben ja gelernt, dass Pläne dafür da sind geändert zu werden, mal sehen wie es so weiter geht.
Katrin

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